Exkursion ins GollachgaumuseumDas 11. Ergersheimer Experiment fand vom 21. - 23. März 2025 statt.

Wie in den vergangenen Jahren arbeiteten verschiedene Teams und Teilnehmer an ihren Projekten, darunter die Weiterführung von Arbeiten zum Nachbau von Brunnen-Eckpfosten nach einem Fund aus Ostrov, Arbeiten mit Jadeitbeilen, Versuche mit Meißeln aus Flint, Arbeiten an einem Rohling für eine römische Werkbank aus Eichenholz, sowei Versuche mit Kupferbeilen.

Nachfolgend werden einige Projekte näher vorgestellt.

Standort: 49.542888 Nord, 10.359050 Ost

Nachvollzug Bandkeramischer Brunnen in Schlitzpfostentechnik (Befund aus Ostrov, CZ1.))

Bernhard Muigg konzentrierte sich Ausgehend von vorangegangenen Versuchen an den Ergersheimer Experimenten 2019 und 2023 auf die Eckpfosten der Brunnenkonstruktion. Hierbei lag das Hauptaugenmerk auf drei Details, nämlich 1. der Spitze (unterer Abschluss), 2. der umlaufenden Kerbe und 3. der Längsnut. Zusätzlich zur Arbeit am Holz wurden Schleppversuche mit einem, von Claudia Groß hergestellten, 6 m langen und 2-3 cm dicken Seil aus Lindenbast durchgeführt. Während die Herstellung und Funktion von Spitze und Kerbe im Zusammenhang mit dem Holztransport nachvollzogen werden konnte, bleiben zur Herstellung der Längsnut noch Detailfragen offen, die 2026 beantwortet werden sollen.

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Meißel aus Flint 

Wulf Hein testete Meißel aus Flint. Eigentlich handelt es sich um Beitel, die im Neolithikum analog zu modernen Stemmeisen oder -beiteln zur Holzbearbeitung verwendet wurden. Erprobt wurde die Ausarbeitung einer Nut, sowie eines Zapfenlochs, in einem Eichenpfosten, wobei verschiedene Beitel - sowohl geschäftet als auch ungeschäftet - benutzt wurden. Es zeigte sich, dass die Werkzeuge entgegen den Erwartungen mit fast der gleichen Schlagwucht mit einem Holzschlägel (Klüpfel) betrieben werden können wie ein Stahlgerät. Das wichtigste Resultat besteht jedoch darin, dass eine Schäftung die Handhabung der Beitelklinge erheblich verbessert. Dazu laufen derzeit mikroskopische Untersuchungen an erhaltenen Originalen durch einen dänischen Kollegen.

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Rohling für eine römische Werkbank

Bei Rüdiger Schwarz kamen erneut Repliken römischer Werkzeuge zum Einsatz. Mit der typischen keilförmigen Axt wurde eine Eiche mit rund 40 cm Durchmesser gefällt und der Stamm anschließend auf knapp 3 m Länge gebracht. Mit einem Eisenkeil und mehreren Holzkeilen wurde der Stammabschnitt mittig aufgespalten und anschließend mit Axt und Dolabra zu einer Bohle von rechteckigem Querschnitt behauen. Dieser Rohling wird anschließend zu einer Werkbank verarbeitet, nach dem Vorbild eines Originals von der Saalburg, einem römischen Grenzkastell in Hesen.

 

Klingen aus Basalt, Muschelkalk, Buntsandstein und Kupfer

Im Rahmen seiner Untersuchungen zur frühneolithischen Nutzung lokaler lithischer Resourcen entlang der Deutschen Weinstraße haben Thomas Bartz, Norbert Hirschinger und Michael Müller die Arbeitseffizienz bandkeramischer Dechsel (Flachhacken und Schuhleistenkeile) sowie echter Hacken an einer Hainbuche getestet. Alle Dechsel wurden nach Funden aus den Herxheimer Opfergräben rekonstruiert. Als echten Hacken werden hier dechselartig geschäftete Steinklingen aus lokalen Rohmaterialien wie z.B. Foster Basalt, Muschelkalk und Buntsandstein bezeichnet, die wie die Bezeichnung Hacke schon suggeriert, als Werkzeug für Erdarbeiten jeder Art verwendet wurden. Des Weiteren wurde eine 4-kantige, dünnblattige, ungeschliffene Flinthacke eingesetzt, wie sie in der Ukraine, Rumänien und Bulgarien vorkommen. Grundsätzlich ergab sich, dass alle Hacken auch für die Bearbeitung von Hölzern einsetzbar sind. Die Effizienz im Vergleich zu Beilen/Dechseln aber mäßig bis gering ist.

In einem zweiten Experiment wurden zwei Kupferbeile vergleichend getestet. Ein 4-kantiges nur leicht überschmiedetes Beil mit relativ stumpfwinkliger Schneide und ein kalt aus einem Quader geschmiedetes Randleistenbeil mit spitz ausgeschmiedeter Schneide. Leider musste dieses Experiment vorzeitig beendet werden, da beide Holme zu Bruch gingen. Als erstes Ergebnis kann festhalten werden, dass die Spitz ausgeschmiedete Schneide immer wieder verbiegt wenn man zu kräftig zuschlägt. Nach dem Richten funktioniert sie aber wieder einwandfrei.

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Abendliches BeisammenseinRahmenprogramm

Nach dem gemeinsamen Abendessen am Samstag standen eine Reihe von Vorträgen der Teilnehmer auf dem Programm. Am Sonntagvormittag gab es eine gemeinsame Exkursion ins Gollachgaumuseum Uffenheim zur kürzlich neu eröffneten Ausstellung „Der Gollachgau – im Herzen Europas“, bevor es wieder im Wald ans Werk ging.

 

Impressionen

Fränkische Landeszeitung

 

Einzelnachweise

  1. Michal Rybníček, Petr Kočár, Bernhard Muigg, Jaroslav Peška, Radko Sedláček, Willy Tegel, Tomáš Kolář:  World’s oldest dendrochronologically dated archaeological wood construction.Journal of Archaeological Science Volume 115, March 2020, 105082, DOI 10.1016/j.jas.2020.105082